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Engadin Sgrafitto

Blog von: James Skone

Engadin Sgrafitto

Anstatt dem „Schnappschuss“ mit dem Handy oder dem digitalen Fotoapparat ziehe ich es oft vor mir ein Stück Welt mit schnellem Gekritzel zu schnappen. Oft habe ich nur wenige Minuten Zeit oder ist die Position zum Skizzieren so unbequem, dass es schnell gehen muss. Viele Zeichnung drücken das dann auch aus. Gelegentlich nehme ich mir dann aber auch Zeit und die Ausführungen sind dann genauer. Da ich mich im alpinen Gelände gerne sportlich bewege, entstehen manche Skizzen auch in kurzen Pausen beim schnellen Gehen, beim Mountainbiken oder, vor allem im Engadin beim Langlaufen (mit der gelegentlichen Verwendung von Schnee zum Malen). Vielleicht sind die Anforderungen mit dem Biathlon vergleichbar. Da geht es auch darum den Puls beim Schießen zu beruhigen. Beim zeichnerischen „Snapp“schießen ist es ähnlich.

Im Engadin verbrachte ich viele Sommer und Winterurlaube mit Krista. Im Sommer fasziniert uns vor allem das Klettern in den oft hoch gelegenen Klettergärten, wo die Zustiege weiter sind und wir uns daher meist alleine mitten in hochalpinen Bergen  bewegen. Auch im Winter sind wir gebannt von der Erhabenheit der Landschaft. Wenn das Skilanglaufen nicht in Skandinavien erfunden worden wäre, wäre es hier erfunden worden. Das breite Tal des Oberengadin mit den Seen und die Seitentäler mit den eindrucksvollen Panoramen der Drei- und Viertausender bleiben mir noch lange als Sehnsuchtsorte im Gedächtnis. Fast alle gezeigten Winterbilder habe ich direkt vom Loipenrand, auf meinen schmalen Bretteln stehend, gezeichnet.

Manche Bilder sind nicht besonders. Aber die meisten Bilder mit dem Handy auch nicht. Doch der Unterschied liegt darin, dass ich mich beim Zeichnen mit der Landschaft intensiv beschäftigen muss. Ich betrachte sie und übersetze meine Eindrücke in eine Linie in meinem Skizzenbuch. Jedes Mal, wenn ich später das Bild betrachte, erlebe ich den Moment des „draußen“ seins intensiv wieder, durch meine fokussierte vorhergehende Beschäftigung mit dem gezeichneten Ort. Nur wenige digitale Schnappschüsse sind dazu in der Lage.

Aber - nicht weitersagen - ich fotografiere auch gerne. Manchmal nütze ich die Fotos, um unvollständige Zeichnungen daheim dann fertig zu stellen. Die wahre Energie liegt aber im spontan gekritzelten Strich, oft schwerfällig und verkrampft durch die voran gegangene fordernde Bewegung. Diese Bilder verankern mich mit den Bergen.

 




James Skone
No Topo – Eigene Wege gehen.

James G. Skone setzt sich mit der Welt des Kletterns und Bergsteigens aus einer persönlichen kreativen und gestalterischen Perspektive auseinander. Im Blog reflektiert er in unkonventioneller Form über wie es einmal war und was ihn heute am Klettern interessiert. Einblicke in sein Skizzenbuch und Bildkollagen ergänzen die Ausführungen. 

James G. Skone war in den frühen 1970er Jahren Impulsgeber beim Freiklettern und erschloss die ersten Eiskletterrouten in Österreich. Auch bei der Entwicklung neuer Geräte für das Klettern war er Pionier. Er erfand die Vorläufer heutiger Hallenkletterwände, die so genannten „Skone Stones“, Der von ihm entworfene Kletterschuhe „Super Magic“ erhielt 1984 den Österreichischen Designstaatspreis. Vor kurzem wurde dieser in die Sammlung des Museums für angewandte Kunst, Wien aufgenommen. James war zuletzt Univ. Prof. für Designpädagogik an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Er begann 1958 mit neun Jahren mit dem Bergsteigen bei der Gruppe „Unsere Jüngsten“ bei der Edelweiß. In späteren Jahren kehrte er mit dem Beitritt der „Wiener Lehrer“ - deren Mitglied er später war - zur Edelweiß wieder zu seinen alpinen Wurzeln zurück. 

www.no-to-po.com